Betroffene
Institut für Sportwissenschaft – Stiftung Universität Hildesheim
Ein Bericht von Prof. Dr. Nico Kurpiers
Schneesport in der Rehabilitation krebskranker Kinder,
Pitztal 2022
Das Projekt „Schneesport in der Rehabilitation krebskranker Kinder“ konnte im Jahr
2022 nach einer zweijährigen Pause in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule
Hannover wieder sehr erfolgreich und zur Zufriedenheit aller durchgeführt werden. Die
Erreichung der Ziele (auf physischer, psychischer und sozialer Ebene) und die entsprechende Durchführung wurden u.a. durch die Unterstützung verschiedener
großzügiger Geldgeber ermöglicht (u.a. die Vortour der Hoffnung, Menschen für Kinder
e.V., die Förderkommission der Uni Hildesheim, Inner Wheel Hildesheim, Rotary Club
Hildesheim, die grünen Damen und Herren der MHH und viele private Unterstützer).
Dafür möchten wir uns herzlich bedanken!
Die erkrankten Kinder und ihre Familien haben durch die Unterstützung eine Woche voller Erlebnisse, sozialen Miteinanders und sportlicher Erfolge feiern können und haben anschließend die Veranstaltung ausgesprochen positiv evaluiert. Die wissenschaftliche Begleitung der Fahrt trat in diesem Jahr bewusst etwas in den Hintergrund, da nach zweijähriger Pause die Versorgung zunächst wieder in den Vordergrund gerückt werden sollte. Studien bezüglich der bewegungsinduzierten Lebensqualität der Patienten und
ihrer Familien und auch der Reintegration in den Schulsport wurden jedoch durchgeführt.
Am Samstag, den 19.3.2022 erfolgte die Ankunft in Jerzens/ Pitztal mit dem Bus. Alle Teilnehmer*inne bezogen die Zimmer, liehen Material aus, das Team bereitete das erste gemeinsame Abendessen zu und nach dem Essen gab es zunächst einige Infos, es erfolgte das Bilden der Skigruppen (Erwachsene, Jugendliche, Kinder, jeweils Anfänger und Fortgeschritten mit zwei Übungsleitern pro Gruppe) und ein erstes Kennenlernen.
Die weiteren Tage verliefen dann so, dass der Skiunterricht in gemischten Gruppen (Patienten gemeinsam mit gesunden Geschwisterkindern – Inklusionscharakter) in zwei Einheiten stattfand, nämlich jeweils vormittags und nachmittags mit einer Mittagspause im eigenen Haus, welches direkt am Ende der Talabfahrt gelegen ist. Die Nachmittage ab 15 Uhr standen dann zur freien Verfügung (Schneemann bauen, Iglu bauen, Rodeln, Spiele, Malen, Freizeit, bei Bedarf Hausaufgabenbetreuung, Erholung). Für das Abendessen waren dann immer jeweils vier Personen zuständig, die unter Anleitung einer verantwortlichen Person aus dem Team für alle gekocht haben.
Das Team hat sich vor dem Abendessen täglich zu einer Teambesprechung getroffen, um weiter zu planen, ggf. besondere Vorkommnisse zu besprechen, zu klären, ob ggf. Veränderungen in den Gruppen notwendig sind oder methodische Anpassungen vorgenommen werden sollten, ebenso wie motivationale Aspekte und die Abendplanung etc. Das Abendprogramm bestand dann beispielsweise aus Gesellschaftsspielen, Fackelwanderung, Skitaufe, Vorführungen von den Betreuenden, Vorführungen von den Teilnehmenden oder auch mal aus einem ruhigen Zusammensitzen mit individuellen
Gesprächen.
Die Abfahrt erfolgte am Samstag, den 26.3.2022 morgens, sodass alle wohlbehalten gegen Abend wieder in Hannover ankamen. Das Projekt ist als Versorgungsprojekt problemlos und sehr gut verlaufen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse befinden sich derzeit in der Auswertung und werden zeitnah publiziert und auf Fachkongressen präsentiert bzw. für eine Masterarbeit verwendet.
Eine Besonderheit in diesem Jahr waren die Entwicklungen von zwei Patienten. Ein fünfjähriger Junge, der ursprünglich unterschiedlichste motorische wie auch kognitive Auffälligkeiten aufwies, hat sich innerhalb kürzester Zeit besonders positiv entwickelt. Seine Ärztin war in der Untersuchung unmittelbar nach der Reha-Fahrt sehr interessiert an der „neuen Therapie“, die der Junge ihrer Meinung nach wohl erhalten haben muss, weil diese Entwicklung sonst nicht erklärbar wäre. Gleichgewichtsstörungen, motorische und neuromuskuläre Dysbalancen sowie auch Ängste und anderweitige Defizite waren nicht mehr erkennbar. Die Familie war – so wörtlich – in einer Achterbahn der Gefühle.
Bei einer anderen Person haben sich ausgeprägte depressive Verstimmungen sehr deutlich zum Positiven gewandelt. Nach einigen Tagen aktiver Tages- und Abendgestaltung in der Gruppe zeigte diese Person wieder Freude sowohl an der Bewegung (Skifahren) als auch an den sozialen Kontakten und Interaktionen. Sie äußerte das selbst in Gesprächen und man merkte es ihr dahingehend an, dass sie öfter lächelte und sich deutlich offener verhielt und auch ihre Meinung kundtat und aktiv an den Veranstaltungen und Maßnahmen vor Ort partizipierte
Vor allem über die Förderung durch die genannten Unterstützer war es möglich, die diesjährige Fahrt unter tatkräftiger Unterstützung von Studierenden wieder stattfinden zu lassen. Ich bedanke mich im Namen meines Teams und stellvertretend für alle
Teilnehmer*innen recht herzlich für diese wertvolle Förderung bei allen Unterstützern. Für die beratende Unterstützung von medizinischer Seite im Vorfeld danke ich vor allem
Dr. Christin Linderkamp und Prof. Dr. Martin Stanulla und für die Unterstützung vor Ort
Mirko Buzdon und Sarah Majic (alle MHH).
Ein besonderer Dank geht an mein großartiges Team, bestehend aus Sportstudierenden der Universität Hildesheim. Die diesjährige Fahrt hatte nach einhelliger Meinung einen besonderen ‚Zauber‘ und war besonders emotional, was möglicherweise an der pandemiebedingten zweijährigen Pause liegen könnte und dem damit verbundenen Drang, sich körperlich zu betätigen, aber sich auch in Gesellschaft zu begeben und an sozialen Ereignissen teilzunehmen.
Wir sind alle super happy und freuen uns jetzt schon aufs nächste Mal!
Bei Interesse oder Fragen stehe ich gerne zur Verfügung unter kurpiers[at]uni-hildesheim.de.